Datum:
19 Oct 2023
Autor:
PREO AG
Microsoft-Lizenzierung
Dieser Blogbeitrag wurde in Zusammenarbeit mit Gastautor Zabiullah Hamidi, Software Asset Manager und selbstständiger Microsoft Lizenztrainer, verfasst.
Wie Unternehmen mit gebrauchten Serverlizenzen ihre Lizenzkosten reduzieren
In der mittlerweile 30-jährigen Geschichte des Windows Servers hat nicht nur die technologische Komplexität des Produkts stetig zugenommen, sondern auch die Komplexität der dazugehörigen Lizenzierungsmodelle. Mussten IT-Verantwortliche noch in den frühen Nullerjahren lediglich jedem Server eine Windows Serverlizenz zuweisen (Lizenzierung per Server), so änderte sich dies zunächst in eine Prozessorlizenzierung und mündete mit Einführung des Windows Server 2016 in der aktuell gültigen Kernlizenzierung, die mit der Veröffentlichung des Windows Server 2022 eine grundlegende Neuerung erfuhr.
In diesem Blog-Beitrag gehen wir am Beispiel der aktuellen Version Windows Server 2022 in den beiden Editionen Standard und Datacenter auf die vielschichtigen Lizenzierungsmöglichkeiten sowie die Änderungen der jüngeren Vergangenheit ein und erläutern dabei, wie Unternehmen die Effizienz in ihrem SA-Management durch die Integration gebrauchter Serverlizenzen messbar steigern können.
Lizenzierung Windows Server 2022 – diese Möglichkeiten stehen zur Verfügung
Für eine bedarfsgerechte und kostenoptimierte Lizenzierung von Microsoft Windows Servern bieten sich die folgenden Möglichkeiten:
1. Lizenzierung nach physischen Cores
Mit der Veröffentlichung des Windows Server 2016 erfolgte die Umstellung der Lizenzierung von Prozessoren auf physische Prozessorkerne (physische Cores). Bei der Lizenzierung nach physischen Cores wird die tatsächlich vorhandene Prozessorleistung eines Servers lizenziert. Hierbei müssen alle physischen Prozessorkerne des Servers lizenziert werden, jedoch mindestens acht Kerne pro Prozessor beziehungsweise 16 Kerne pro Server (Mindestlizenzierung). Sollte ein Prozessor mit weniger als acht Kernen ausgestattet sein, erfordert die Mindestlizenzierung, dass dem Server für diesen Prozessor trotzdem acht Lizenzen zugewiesen werden müssen. Ähnliches gilt für den Server als Ganzes: Ist ein Server zum Beispiel nur mit einem zehnkernigen Prozessor bestückt, müssen dem Server nach den Regeln der Mindestlizenzierung dennoch 16 Lizenzen zugewiesen werden. Die Anzahl der Lizenzen muss demnach mindestens der Anzahl an physischen Cores entsprechen, kann aber aufgrund der beschriebenen Mindestlizenzierung nach oben hin abweichen.
2. Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE
Seit Oktober 2022 und der Markteinführung des Windows Server 2022 wurde die Betriebssystemsoftware um ein weiteres Lizenzmodell erweitert: Der Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE (Operating System Environment), womit eine Abkopplung der Lizenzierung von der Hardware - dem Host - stattgefunden hat.
Grundsätzlich ist die Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE (VOSE) dann geeignet, wenn Windows Serverinstanzen virtualisiert auf einer nicht Microsoft basierenden Virtualisierungslösung ausgeführt werden, beispielsweise VMware, Red Hat, SUSE, Citrix oder andere Anbieter. Was wenig bekannt ist und aus den Lizenzbestimmungen auch nicht hervorgeht: Die Lizenzierung nach einzelner VOSE ist auch dann möglich, wenn auf dem Host Hyper-V (Windows Server) in der Standard-Edition ausgeführt wird. Hierbei werden einerseits die physischen Kerne des Servers lizenziert, was dem Kunden das Recht zum Ausführen von zwei virtuellen Instanzen einräumt. Andererseits werden die verbliebenen virtuellen Maschinen isoliert nach einzelner virtueller OSE lizenziert, statt für weitere Virtualisierungsrechte die physischen Kerne nochmals vollständig zu lizenzieren*.
Sofern die Windows Serversoftware nur virtuell ausgeführt wird, ist es möglich, ausschließlich die tatsächlich genutzte Prozessorleistung, also die Anzahl an virtuellen Kernen (vCores) pro OSE, zu lizenzieren. Ebenso wie bei der Lizenzierung nach physischen Cores, kennt die Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE eine Mindestlizenzierung von acht virtuellen Kernen je virtueller OSE. Die Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE ist allerdings ausschließlich für Lizenzen mit aktiver Software Assurance, kurz SA, oder Abonnementlizenzen verfügbar, da diese sogenannte SA-äquivalente Rechte besitzen, was gleichbedeutend mit aktiver Software Assurance ist. Zusätzlich müssen alle Zugriffslizenzen (CALs) unter aktiver Software Assurance stehen, die auf OSEs zugreifen, die einzeln virtuell lizenziert sind.
3. Zugriffslizenzen - CAL-Lizenzierung
Die Lizenzierung des Windows Serverbetriebssystems erfordert nicht nur die Lizenzierung des Servers, sondern auch die Lizenzierung aller Zugriffe, das sogenannte Server/CAL-Modell. CAL ist die Abkürzung für „Client Access License" und steht für eine Client-Zugriffslizenz, die je nach Bedarf einem Nutzer oder einem Gerät zugewiesen werden kann. Jeglicher Zugriff auf die Windows Serversoftware darf nur mit CALs oder CAL-äquivalenten Lizenzen, zum Beispiel EMS E3 oder E5, erfolgen. Alle CALs, die für den Zugriff auf die Software unter dem Lizenzierungsmodell nach einzelner virtueller OSE verwendet werden, müssen über eine aktive Software Assurance verfügen oder als Abonnementlizenzen erworben werden. Gut zu wissen: Mit „alle CALs“ sind nicht nur die Windows Server Zugriffslizenz gemeint (Basiszugriffslizenz), sondern auch die sogenannten zusätzlichen Zugriffslizenzen wie beispielsweise die CAL für Windows Server Remotedesktopdienste.
Als einer der führenden Anbieter von gebrauchter On-Premise-Software in Europa gehen wir hier detaillierter auf die dazugehörigen Virtualisierungsrechte der verschiedenen Lizenzmodelle ein, da diese essenziell für die optimale Lizenzierung sind.
*Vergleiche hierzu: Licensing Windows Server for use with virtualization technologies, Licensing Brief, October 2022, Seite 5
Windows Server 2022 - Virtualisierungsrechte je Lizenzmodell
1. Virtualisierungsrechte mit der Lizenzierung nach physischen Cores
Im Gegensatz zur SQL-Serverlizenzierung, hängt die Frage nach dem passenden Lizenzierungsmodell durch die technische Annäherung der Editionen Windows Server Standard und Windows Server Datacenter in den letzten Jahren mittlerweile überwiegend von ökonomischen Überlegungen* ab. Vor der Einführung des Lizenzmodells nach einzelner virtueller OSE lautete die wichtigste Frage, ob der physische Host mit der Standard-Edition oder der Datacenter-Edition lizenziert werden sollte. Zur Beantwortung musste aus wirtschaftlicher Sicht der Virtualisierungsgrad des Servers analysiert werden. Werden auf dem Host mehr als zehn virtuelle Windows Server-Instanzen ausgeführt, ist die Lizenzierung mit der Datacenter-Lizenz die kosteneffizientere Alternative.
Wieso ist das so? Nun, bei der Lizenzierung nach physischen Cores in der Standard-Edition ist der Lizenznehmer zur Nutzung einer ausgeführten Instanz der Serversoftware in der physischen OSE (POSE) auf dem lizenzierten Server (zusätzlich zu zwei virtuellen OSEs) berechtigt, sofern die physische OSE nur zum Hosten und Verwalten der virtuellen OSEs genutzt wird.
Benötigt der Kunde zusätzliche virtuelle OSEs, so kann dieser dem bereits lizenzierten Server zusätzliche Lizenzen der Windows Server 2022 Standard-Edition zuweisen - erneut in der Anzahl aller physischen Cores. Das berechtigt dazu, die Serversoftware in zwei zusätzlichen virtuellen OSEs auf dem lizenzierten Server zu nutzen. Führt der Host beispielsweise 12 virtuelle OSEs aus, dann müssen in der Windows Server Standard-Edition alle physischen Cores sechsmal vollständig lizenziert werden. Diese Art der Lizenzierung wird aufgrund ihres Charakters auch License Stacking genannt.
Alternativ zu dieser schwer zu verwaltenden Stapelung von Standard-Lizenzen, ist es möglich die Serversoftware mit der Windows Server 2022 Datacenter-Edition zu lizenzieren. Hierzu werden einmalig alle physischen Cores des Servers lizenziert, was zur Nutzung der Serversoftware in einer beliebigen Anzahl von virtuellen OSEs auf dem lizenzierten Server berechtigt. Da die Windows Server Datacenter-Edition in etwa fünfmal so teuer ist wie die Standard-Edition, sollte ganz genau berechnet werden, ob der vorhandene Virtualisierungsgrad aus wirtschaftlicher Sicht zur Lizenzierung per Datacenter-Edition geeignet ist.
Ohne ins Detail der mathematischen Herleitung zu gehen: In der Volumenlizenzierung liegt der Break-Even-Point bei zehn virtuellen OSEs – unabhängig der virtuellen Cores, die den VMs zugewiesen sind. Bei bis zu zehn ausgeführten VMs ist die “Lizenzstapelung” mit der Standard-Edition die kostengünstigere Lizenzierungsalternative, ab der elften virtuellen OSE macht die Lizenzierung mit Datacenter-Edition wirtschaftlich mehr Sinn. Die vorgestellten Virtualisierungsrechte sind losgelöst von der Software Assurance, sie gelten auch für Lizenzen, die keine aktive Software Assurance haben.
*Vergleiche hierzu: Vergleich der Windows Server 2022-Editionen Standard, Datacenter und Datacenter: Azure Edition
2. Virtualisierungsrechte mit der Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE
Das Virtualisierungsrecht in diesem Lizenzmodell ist in der Lizenzmetrik selbst impliziert. Sowohl in der Windows Server Standard-Edition als auch in der Datacenter-Edition ergibt sich die Lizenzierung einer einzelnen virtuellen OSE durch eben diese. Diese Lizenzierungsoption ist mit der Veröffentlichung des Windows Server 2022 neu eingeführt worden und ausschließlich für Lizenzen mit aktiver Software Assurance oder Abonnementlizenzen verfügbar.
Tatsächlich kann die Anwendung dieses Lizenzmodells signifikant Lizenzkosten sparen. So sollte bedacht werden, dass man bei der Lizenzierung nach physischen Cores für zwei zusätzliche virtuelle OSEs in der Windows Server Standard-Edition in der Regel viele physische Cores lizenzieren muss, während man bei der Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE für zwei zusätzliche virtuelle OSEs mit der Mindestlizenzierung von acht Cores pro VM auskommt. Dies kann die Lizenzkosten entsprechend optimieren. Die wirtschaftlich entscheidende Frage, ob je nach Virtualisierungsgrad mit Standard oder Datacenter nach physischen Cores lizenziert wird, muss vor diesem Hintergrund überdacht werden, da es eine zusätzliche Antwortmöglichkeit gibt: Die Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE. Im Gegensatz zu den zwei Optionen in der physischen Kernlizenzierung, in denen ab zehn ausgeführten VMs eine eindeutige wirtschaftliche Entscheidung zugunsten der Datacenter-Edition getroffen werden kann, ist ein solcher Break-Even-Point aufgrund der vielfachen Möglichkeiten im Zusammenspiel von physischen zu virtuellen Cores pauschal nicht zu bestimmen, sondern muss im Einzelfall berechnet werden.
Als besonders vorteilhaft kann sich das Lizenzmodell nach einzelner virtueller OSE in virtuellen Clustern erweisen, denn im Gegensatz zum klassischen Windows Server, der nach physischen Cores lizenziert wird, besitzt die Lizenz nach einzelner virtueller OSE Lizenzmobilität – sie kann also in Echtzeit mit der VM von einem Host zum anderen wandern, während bei einer Lizenzierung ohne Lizenzmobilität, also nach physischen Cores, stets die mögliche Maximallast an virtuellen OSEs lizenziert werden muss – und das pro Host. Übrigens: Zum Thema Lizenzmobilität in virtuellen Clustern wird es in unserem Blog in Kürze einen eigenen Beitrag geben.
Bei aller Euphorie, die das neue Lizenzmodell möglicherweise entfachen kann: Es ist aufgrund seiner Komplexität, seiner vielen Fallstricke und der großen Herausforderungen, die Lizenzen bei Lizenzmobilität effizient zu verwalten, derzeit noch mit Vorsicht zu genießen. Zudem gibt es dieses Lizenzmodell nicht umsonst: Durchgehend aktive Software Assurance für die Kernlizenzen und die Zugriffslizenzen sind Voraussetzung. IT-Verantwortliche oder SA-Manager*innen sollten sich vor diesem Hintergrund also genau ausrechnen, ob die Kosten für die Software Assurance die Einsparungen durch die Lizenzierung nach einzelner virtueller OSE rechtfertigen, oder ob es wirtschaftlicher ist, den Windows Server ohne aktive Software Assurance einzusetzen.
PREO-Tipp: In diesen Fällen eröffnet sich für Unternehmen die Möglichkeit, mit gebrauchten Windows Serverlizenzen je nach Version Preisvorteile von bis zu 70 Prozent zu sichern.
PREO-TIPP: Beratung zur Lizenzierung von Windows Servern nutzen
Unsere Lizenzexpert*innen beraten Sie gerne persönlich zu den unterschiedlichen Optionen inklusive der Integration von gebrauchten Windows Serverlizenzen im Per-Core-Modell oder nach einzelner virtueller OSE, den damit verbundenen Preisvorteilen sowie der Integration in Ihre bestehende IT-Infrastruktur.
Gebrauchte Serverlizenzen - PREO-Expertise und große Auswahl
Wir sind einer der Pioniere im europäischen Handel mit gebrauchten Software- und Serverlizenzen und bieten unseren Kund*innen eine große Auswahl an gebrauchten Microsoft Windows Serverlizenzen für Standard und Datacenter der Versionen 2022, 2019 und 2016.
Neben Gebrauchtlizenzen von Windows Servern finden Sie bei uns auch alle anderen Microsoft Serverlizenzen, wie SQL-Server 2022, 2019, 2016 oder 2014 sowie die verschiedenen Lizenzversionen von Exchange-Servern oder Sharepoint-Servern inklusive der dazugehörigen Server-CALs oder Core CAL-Suites.
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